Mittwoch, 8. August 2018

Kalabrien - Die Stiefelspitze

Wir nähern uns der Stiefelspitze Italiens - Kalabrien
Als 4.15 Uhr der Wecker klingelt ist das für mich eine Erlösung. Die letzte Nacht haben wir im Flughafengebäude auf dem Steinfußboden verbracht und trotz Isomatte tut mir jeder Knochen heute Morgen weh. Außerdem kühlt es in der Nacht auch nicht so richtig ab und die Moskitos und unsere 10 Flughafenhunde waren auch nicht schlaffördernd. Aber ich will nicht jammern, denn unser heutiges Flugziel ist der Sibari Fly Flugplatz in Kalabrien, schon fast in der Stiefelspitze gelegen. Und das Beste, der Eigentümer vom Flughafen hat auch ein Strandressort und Piloten bekommen einen Sonderpreis für nur 20 Euro pro Person All inclusive! Irgendwie kann ich das noch gar nicht glauben, aber schließlich hat Andreas das auf der Flughafenseite nachgelesen.
Blick auf den mittelalterlichen Ort

Blick in den mittelalterlichen Ort

Ein letztes Mal streicheln wir Luna unseren kleinen Flughafenmischlingsflohsack. Und dann geht es auch schon los. Die Sonne ist noch nicht einmal aufgegangen. Aber der Flug wird anspruchsvoll. Wir müssen mehrere militärische Sperrzonen passieren und strikt auf die Einhaltung der vorgegebenen Flughöhen achten. Glücklicherweise sind die Militärzonen Montagmorgen um diese Uhrzeit noch inaktiv. Die Hitze ist auch nicht gerade förderlich und am Zielflughafen ist wechselnder Seitenwind vorhergesagt. Der Funk ist heute klar und deutlich und trotzdem will der Fluglotse uns immer nach Bari zum internationalen Flughafen schicken. „Zielflughafen Sibari, nicht Bari, wiederhole nicht Bari! “, langsam verliert Andreas die Geduld.
Blick auf das ausgetrocknete Flussbett

Typischer Friedhof

Die Landschaft wird immer trockener. Braune abgeerntete Felder und Berge stehen in starkem Kontrast zu der tiefblauen Adria. Zwischen den Bergen immer wieder die kleinen mittelalterlichen Orte mit ihren Kirchen, Burgen, Friedhöfen und engen Gassen. Schmale Serpentinenstraßen schlängeln sich die Hügel auf und ab. Und dann sieht man in der weiten Landschaft auch schon die ersten Ferienresorts. Mir entfleucht ein tiefer Gähner und ich freue mich schon auf ein Mittagsschläfchen. Doch zunächst die Landung.
Schwieriger Landeanflug auf Sibari Fly airport

Der Windsack steht quer zu Landebahn und tanzt unruhig im Wind hin und her. Zack, eine Böe weht uns links über die Landebahn hinaus. Irgendwie stehen wir etwas quer zur Landebahn. Aber wir haben noch genug Höhe und Andreas korrigiert. Ich umklammere die Kamera, nach fotografieren ist mir gerade nicht zumute. Und dann setzen wir schon auf, geradlinig und butterweich. „Superlandung!“, lobe ich meinen Kapitän. Wir parken neben einem ausgedienten italienischen Kampfjet und werden herzlich von Stefano, dem Flughafenmanager begrüßt.
Die laue Adria!

Urlaub denke ich und freue mich auf budgetschonende, Verwöhntage im Club Nature Village All inclusive Ressort. Doch wie schon befürchtet gibt es einen Haken an der Sache, die 20 Euro gelten nur für einen Tagesaufenthalt mit Pool, Strand und Lunch (was ja auch ein tolles Angebot ist) aber nicht für Übernachtungsgäste. Soweit reichte Andreas sein italienisch nicht. Nun müssen wir eben etwas schneller weiterfliegen ;). Der Ätna ruft!
Blick auf ein typisches Ferienressort
Noch etwas geschichtliches zu Sibari. Bislang waren die Orte überwiegend römisch geprägt, aber Sibari ist eine ehemals griechische Siedlung. Sibari galt seinerzeit als Synonym für Wohlstand und Verschwendungssucht. Es lebte sich dort überaus gut, aber leider nur so lange, bis sich Sibari in einem Anflug von Größenwahn 510 vor Christus anmaßte, eigene olympische Spiele abzuhalten. Das erzürnte die griechischen Nachbarstädte dermaßen, dass sie loszogen und Sibari dem Erdboden gleich machten. Sogar den Fluss Crati leiteten sie um und ließen seine Wasser durch die Stadt fließen, um den Sündenpfuhl Sibari zu überfluten und von seinen Lastern zu reinigen. Das Wasser muss auch heute noch aus dem antiken Sibari abgepumpt werden, um die Ausgrabungsstelle trocken zu legen. Der Ort heute ist ein eher unstrukturiertes Gebilde einzelner Häuse ohne Ortskern.

Bis zum nächsten Mal eure Trike GlobetrotterDoreen
  

Mittwoch, 1. August 2018

Süditalien - am Sporn des Stiefels




















Fast hätte ich vergessen unseren Jahresflugtag zu erwähnen. 6 Jahre sind wir nun unterwegs. Genau zu Andreas seinem 50.Geburtstag am 21.07.2012 sind wir in Florida, Zephyrhills, gestartet. Ob wir nicht müde sind wollt Ihr wissen? Nein, unser Weltflugabenteuer ist unser Leben und Australien wollen wir erreichen. Aber nach Europa folgt erst einmal Afrika.
Wir sind so früh am Morgen nicht alleine unterwegs. Die Fischer werfen bereits Ihre Netze aus.

Fast wie in der Toskana. In Marken prägen Mittelalterliche Orte das Bild.
Überflug Center Line - Internationaler Flughafen Ancona 























































Aktuell haben wir gerade den sogenannten Sporen an Italiens Stiefel, Apulien in Süditalien erreicht. Nach Fano haben wir einen 3 - tägigen Stopp am Villa Selva Airpark (in der Nähe von Pescara) eingelegt, wo wir sehr herzlich aufgenommen wurden. Hier fühlt man sich wie auf einer Farm mit Pferden, Hunden, Katzen, Schafen und einer Landepiste, alles eingebettet in gelb leuchtende Sonnenblumenfelder und in Süd - Westrichtung umrahmt von imposanten Bergen. Auch ein Bettchen war in dem Farmhaus, welches sich über der Landepiste erhebt, vorbereitet. Ein Traum für jeden Piloten. Trotzdem war Sonnabend der Tag, um nach Tedesko in Apulien weiterzufliegen.
Landung Villa Selva Airpark

Villa Selva Airpark - schnell noch den Flugplan schließen


Die Landschaft in Süditalien wird trockener, die Graspiste konnte ich inmitten der Feldlandschaften kaum ausmachen. Überall beherrschen Olivenhaine das Bild. Als wir in Tedesko beim Flugclub Volo Garganao landen, platzen wir fast in die Dreharbeiten zu einem Kinofilm, über den berühmten italienischen Rennfahrer Rudolf Caracciola hinein. Ein Oldtimer aus der Vorkriegszeit tuckert die Landepiste auf und ab, weil der Hauptdarsteller gerade Fahrübungen macht.
Olivenhain

Landeanflug Tedesko Flugplatz - Flugclub Volo Gargano






































Wir entfliehen dem ganzen Trubel, besteigen keinen wertvollen Olddtimer sondern eine typisch italienische Vespa, minimieren unser Gepäck noch mehr und erkunden die grandiose Küstenstraße zwischen Manfredonia bis nach Vieste. Die Küstenstraße schlängelt sich in steilen Serpentinen dahin und ist gesäumt von traumhaften Meeresbuchten, mit pitttoresken Steinformationen und türkisblauem Wasser sowie duftenden Pinienalleen und Olivenhainen. 
Eine Hommage an die italienische Rennfaherlegende. Der Oldtimer hat einen Wert von 200.000 Euro. 

























Wir passieren den wunderschönen Ort Vieste, den Nationalpark mit dem Naturschutzgebiet Foresta Umbra, einem schattigen kühlen Mischwaldgebiet, und die Pilgerstätte Monte St. Angelo oben auf den Bergen gelegen. Monte St. Angelo ist eine Grottenkirche, tief in den Felsen gebaut, wo den Hirten einst der Erzengel Michael erschienen ist. Die Inschrift besagt, das demjenigen der die Grotte betritt sämtliche Sünden vergeben werden. Also wir waren beide drin!
Traumhafte Küstenlandschaft zwischen Manfredonia und Vieste (Gargano)

Verlieben tun wir beide uns aber in den kleinen eher unbekannten Ort Mattinata. Hier findet gerade das Festival der Farben statt und der ganze Ort ist in allen Regenbogenfarben bunt geschmückt. Rosa farbende Quallen mit großen, lustigen Kulleraugen, Riesenlutscher, Blumen und bunte Regenschirme wehen über den kleinen Gäschen der Stadt. Hunderte von Kindern sausen durch die Gassen und beschmeißen sich mit Farben. Und am Abend füllt sich der Ort, denn niemand will das Feuerwerk zu den klängen von ACDC auf klassisch verpassen.
Ein wandelnder Kleiderständer am Strand von Mattinata

Mattinata zum Fest der farben


Beim nächsten Flug nähern wir uns dann der Stiefelspitze.

Eure Trike Globetrotter
Doreen